Initiale umfließen
Viele typografische Feinheiten, die für den Setzer früher selbstverständlicher Teil der täglichen Arbeit waren, sind heute leider kaum noch zu sehen. Dazu gehört auch die korrekt umflossene Initiale.
Ich zeige Ihnen hier, wie Sie die von InDesign erzeugte einfache Initiale mit wenig Aufwand umfließen lassen können.
2-zeilige Initiale
Schritt 1
Fügen Sie direkt vor und direkt nach der Initiale ein »Verbindung unterdrücken«-Zeichen ein (erreichbar z.B. über das Menü: »Schrift → Sonderzeichen einfügen → Andere → Verbindung unterdrücken« – zero width non-joiner, U+200C).
Schritt 2
Setzen Sie den Cursor zwischen das erste »Verbindung unterdrücken«-Zeichen und die Initiale und nutzen das Kerning (Shortcuts: »Alt →« bzw. »Alt ←«), um die Initiale optisch korrekt mit der linken Satzkante auszurichten.
Schritt 3
Setzen Sie den Cursor zwischen die Initiale und das zweite »Verbindung unterdrücken«-Zeichen und nutzen das Kerning, um die unterste Grundtextzeile neben der Initiale optisch korrekt zur rechten Seite der Initiale auszurichten.
Schritt 4
Setzen Sie den Cursor zwischen das zweite »Verbindung unterdrücken«-Zeichen und den Grundtextanfang und nutzen Sie das Kerning, um die oberste Grundtextzeile neben der Initiale optisch korrekt zur rechten Seite der Initiale auszurichten.
3-zeilige Initiale
Führen Sie die Schritte (1)–(4) wie bei 2-zeiligen Initialen aus.
Schritt 5
Fügen Sie am Beginn der zweiten (oder weiteren) Grundtextzeile(n) ein weiteres »Verbindung unterdrücken«-Zeichen ein und richten damit die (jeweils) darunter liegende Zeile zur Initiale aus.
Hilfe: Alles verrutscht!
Wenn Sie ab der zweiten Grundtextzeile stark unterschneiden müssen, kann es passieren, dass das »Verbindung unterdrücken«-Zeichen und das erste Wort, bzw. ein Wortteil dessen, stark unterschnitten ans Ende der darüber liegenden Zeile rutscht. Arbeiten Sie dann mit Trennverbot (bedingter Trennstrich vor dem Wort) in Kombination mit dem Befehl »Kein Umbruch« für das nachfolgende Leerzeichen, um den Umbruch am Zeilenende nicht-destruktiv zu korrigieren und das »Verbindung unterdrücken«-Zeichen wieder an seine gewünschte Position zu bringen.
Ans Herz gelegt: Shortcuts definieren
Definieren Sie unbedingt Shortcuts für »Kein Umbruch« (z.B. »Apfel <«) und für Verbindung unterdrücken« (z.B. »Strg ´« – in Anlehnung an »Apfel ´« = »Einzug bis hierhin«), um schnell und effektiv arbeiten zu können.
Warum eigentlich »Verbindung unterdrücken«?
Statt des »Verbindung unterdrücken«-Zeichens können Sie auch ein beliebiges anderes Zeichen ohne feste Breite (zero width character) nutzen, z.B. den bedingten Trennstrich (damit können Sie übrigens auch in Quark XPress in diesem Zusammenhang arbeiten). Das »Verbindung unterdrücken«-Zeichen hat allerdings den Vorteil, dass es den Umbruch nicht beeinflusst und auch ohne Tricksereien (z.B. »Harter Zeilenumbruch« [\n]) direkt nach einem Leerzeichen als erstes Zeichen am Anfang einer Zeile stehen kann.
Tipp:
Notieren Sie sich die Werte für die Initiale einer Publikation in einer Liste. Damit behandeln Sie alle gleichen Fälle gleich und arbeiten schneller, indem Sie es vermeiden, die Werte für das Umfließen eines Initialbuchstabends mehrmals neu austüfteln zu müssen.